Ein Hochzeitsmärchen

Jemand hat mir folgende schöne Geschichte eines Paares erzählt, welches vor zig Jahren geheiratet hatte, jedoch ohne würdevolle Zeremonie. Einfach weil damals kein Geld da war. Ohne Brautkleid und ohne die Familie der Braut.
Die Braut träumte seitdem von einer Hochzeitsfeier mit allem Tamtam – weißes Brautkleid, die gesamte Familie aus Spanien dabei und eine wunderschöne Zeremonie mit den richtigen Worten. Der Ehemann konnte es nicht mehr länger mit ansehen und schmiedete den Plan, genau dies alles nachzuholen.  Angeblich „nur mal so“ gingen Tochter und Mutter gemeinsam Brautkleider anprobieren. Als ein Termin feststand und alles arrangiert war, wurden die Einladungen an die Familie verschickt.
Am großen Tag lockte der Bräutigam seine Braut mit den Worten „Komm, ich habe eine Überraschung für dich“ aus dem Haus. Sie fuhren durch die halbe Stadt, wobei die ungeduldige Braut die "ganze Fahrerei" für vollkommen absurd hielt und darüber ein kleines bisschen schimpfte.
Doch als sie durch einen Torbogen auf ein romantisch beleuchtetes Gebäude zufuhren und überall am Wegesrand Kerzen in Gläsern auf Säulen standen, sagte sie nichts mehr. Und als sie näherkamen und in einem Kerzenmeer ihre lächelnden Kinder und Enkel stehen sah, ahnte sie, dass gleich etwas ganz Großes geschehen sollte.

Die Tochter hatte das Hochzeitskleid bereitgelegt, was die Mutter am aller schönsten fand, und eine Schneiderin stand parat. Die Braut weinte und lachte, während sie angekleidet wurde.
Als sie sich gegenüberstanden, küsste der Bräutigam das strahlende Gesicht seiner Braut und führte sie unter tosendem Applaus der kompletten spanischen und deutschen Familie vorbei in den großen Saal, wo eine Rednerin bereits auf das Hochzeitspaar wartete.
Als Ruhe eingekehrt war, begann die Zeremonie, die sie sich so sehr gewünscht hatte. Und die Rede über das Paar war so überragend schön – beide werden diesen Tag niemals vergessen!